SEO

Herr übers Suchergebnis

Das Internet hat bereits für zahllose neue Berufe gesorgt — nicht zuletzt für den Suchmaschinenoptimierer. Denn Studien belegen: Das Gros der Suchenden begnügt sich mit den Resultaten auf der ersten Seite bei Google oder Bing, die wenigsten machen sich die Mühe, die Folgeseiten aufzurufen. Die meisten konzentrieren sich sogar nur auf die ersten drei angezeigten Links.

Mit anderen Worten: Websites, die es nicht in die Top 10 — auf einer Ergebnisseite tauchen normalerweise zehn „organische Suchergebnisse“ auf — oder noch besser in die Top 3 schaffen, werden mit großer Wahrscheinlichkeit ignoriert. Ein ähnliches Aufmerksamkeitsgefälle gibt es Studien zufolge bei der Werbung: Sponsored Links, die über den Suchergebnissen auftauchen, werden wesentlich häufiger beachtet als Werbung, die rechts neben den Suchergebnissen erscheint.

Allerdings sagen Statistiken wie diese nur die halbe Wahrheit. Denn erfahrene Suchmaschinennutzer — und welcher Internet-Nutzer ist das nicht? — haben ziemlich ausgeklügelte Strategien entwickelt. So gibt kaum jemand auf, nur weil das gewünschte Ergebnis nicht unter den ersten drei Treffern auftaucht. Ist man bei der ersten Suche nicht fündig geworden, geben die meisten andere oder mehr Begriffe ein. So ist jeder Suchvorgang meist eine Sequenz mehrerer Suchen mit unterschiedlichen Begriffen. Wobei bei jedem Suchschritt meist nur — siehe oben — die jeweils erste Ergebnisseite beachtet wird.

Die Herausforderung für Unternehmen lautet deshalb, an die Spitze der Ergebnislisten zu gelangen, wenn Internet-Nutzer entsprechende Keywords eingeben. Gerade für mittelständische oder kleine Firmen, die einen großen Teil des Umsatzes über das Internet machen oder viele Kundenkontakte online herstellen, kann eine gute Platzierung entscheidend für den Erfolg sein. Außerdem spart man sich die Ausgaben für Online-Werbung, deren Wirksamkeit ohnehin kaum steuerbar ist.

Hingegen lässt sich eine gute Platzierung bei den organischen Suchergebnissen bis zu einem gewissen Grad beeinflussen. Hier hilft die Suchmaschinenoptimierung bzw. Search Engine Optimization (SEO) — wobei es treffender wäre, von „Google-Optimierung“ zu sprechen, laufen hierzulande doch fast 90 Prozent der Anfragen über den Marktführer. Zahlreiche Agenturen bieten heute entsprechende Dienstleistungen an und verschaffen Unternehmen aus fast allen Branchen eine bessere Platzierung.

Suchmaschinenoptimierer müssen allerdings mit einem großen Problem fertig werden: Google hält die genaue Rezeptur seines Suchalgorithmus geheim. Über 200 Faktoren werden angeblich bei der Auswahl der „passendsten“ Suchergebnisse herangezogen, die außerdem immer wieder verändert und neu gewichtet werden. Der Marktführer gibt zwar „Richtlinien für Webmaster“ und eine „Einführung in die Suchmaschinenoptimierung“ heraus. Die Tipps und Hinweise sind aber ziemlich allgemein formuliert und dienen offenbar vor allem dazu, die schwarzen Schafe der SEO-Branche von unlauteren Praktiken abzuhalten.

So rät Google Webmastern etwa, nicht zu viele Hyperlinks auf einer Seite einzubauen — eine klare Warnung an die Betreiber von „Link-Farmen“ und die Verkäufer von „Russen-Links“, die ihren Kunden mit manipulierten Links eine bessere Platzierung zu verschaffen versuchen. Google hat den Algorithmus ohnehin mittlerweile so verändert, dass die Zahl der Links, die auf eine Website verweisen, nicht mehr so stark gewichtet wird. Stattdessen wurden Websites, die viel Content bieten, aufgewertet.

Weil der Suchmaschinen-Gigant ein solches Geheimnis um seinen Algorithmus macht, besteht die Aufgabe der Suchmaschinenoptimierer auch darin herauszufinden, welche SEO-Maßnahmen zum Erfolg führen und welche von Google möglicherweise mit einer schlechteren Platzierung bestraft werden. Dabei helfen SEO-Tools und natürlich die altbewährte „Trial and Error“-Methode.

Auch Spezial-Agenturen wie Search-metrics untersuchen die Wirksamkeit von SEO-Maßnahmen, indem sie riesige Datenmengen auswerten, um mehr über die Ranking-Faktoren zu erfahren. So kommt Searchmetrics zu dem — wenig überraschenden — Ergebnis, dass die sozialen Medien einen immer größeren Einfluss auf die Platzierung von Suchergebnissen haben. Viele Facebook-Likes und Tweets wirken sich also günstig aus.

Gerade weil SEO eine Gleichung mit vielen Unbekannten ist, hat die SEO-Branche gut zu tun. Und da die Suchmaschinenoptimierung immer in Bewegung ist, haben nicht nur IT-Experten gute Chancen, hier einen Job zu finden. Auch Wirtschafts- und sogar Geisteswissenschaftler werden gern genommen — wichtig ist nur, dass man netzaffin ist. Weil SEO-Agenturen immer mehr zum umfassenden Berater werden und auch Schulungen für die IT-Mitarbeiter der Kunden durchführen, ist nicht nur technisches Wissen, sondern unter anderem auch Kommunikationstalent gefragt.

© wisu113/150

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