Google & Co.

Kaum dabei und schon wieder weg

Welcher ITler würde nicht gern für Google, eins der kreativsten Internet-Unternehmen, arbeiten? Der IT-Riese verwöhnt seine Mitarbeiter mit kostenlosen Mahlzeiten, Massagen und viel Freiraum zur persönlichen Entfaltung. Das Gehalt stimmt natürlich auch. Und das Wichtigste: Man ist mitten im Auge des Orkans und vermutlich dicht dran, wenn wieder einmal ein Stück Technologiegeschichte geschrieben wird.

Dennoch halten es die meisten offenbar nicht lange bei Google aus. Laut einer Untersuchung des Vergleichsportals PayScale, für die 250.000 Nutzerprofile ausgewertet wurden, liegt die mittlere Verweildauer im Unternehmen bei gerade mal 1,1 Jahren. Das ist einer der niedrigsten Werte der Liste, die insgesamt 500 US-Firmen umfasst. Von den bekannteren Arbeitgebern weist lediglich Amazon eine noch kürzere Beschäftigungszeit aus. Die Hälfte der Mitarbeiter des Internet-Händlers ist nicht länger als ein Jahr im Unternehmen.

Am anderen Ende des Rankings finden sich die Unternehmen mit besonders treuen Mitarbeitern. Wie beispielsweise Eastman Kodak. Der Hersteller von Filmen und Kamerazubehör, der heute überwiegend Druckmaschinen produziert, kommt bei seinen Angestellten auf eine mittlere Betriebszugehörigkeit von 20 Jahren, denen damit — zumindest in den USA — die Auszeichnung „Most Loyal Employees“ gebührt. Auch die Mitarbeiter von General Motors — mittlere Verweildauer: 10,3 Jahre — sind überdurchschnittlich loyal.

Die scheinbar hohe Fluktuation bei Unternehmen wie Google, Amazon oder auch Apple hat jedoch nicht unbedingt mit fehlender Loyalität, Hire-and-Fire und der Abwerbung durch Start-ups zu tun. Viele Mitarbeiter sind erst seit kurzem im Unternehmen, weil es in letzter Zeit stark gewachsen ist. So hat Google in den vergangenen zwei Jahren 8.000 neue Mitarbeiter eingestellt. Das entspricht ungefähr einem Fünftel der Gesamtbelegschaft. Hinzu kommt das niedrige Durchschnittsalter: 29 Jahre gegenüber 41 Jahren bei General Motors und 50 Jahren bei Eastman Kodak. Viele stehen also erst seit kurzem im Berufsleben und konnten deshalb nicht so viele Arbeitsjahre ansammeln.

Die durchschnittliche Beschäftigungsdauer liegt in den USA übrigens bei 4,6 Jahren. Das ist weniger als halb so viel wie in Deutschland, wo sie immerhin elf Jahre beträgt.

Allerdings steigt auch hierzulande die Bereitschaft, den Arbeitgeber zu wechseln. Laut einer Studie der Beratungsfirma Hay Group spielt jeder siebte deutsche Arbeitnehmer mit diesem Gedanken. Weltweit ist es sogar jeder Fünfte. In den nächsten Jahren dürfte sich die Wechselbereitschaft weiter verstärken. Die Hay Group geht davon aus, dass im Jahr 2018 jeder vierte Beschäftigte eine berufliche Veränderung plant. Hauptgrund ist die anziehende Konjunktur in den meisten Ländern, die einen Jobwechsel erleichtert.

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