Andere Sichtweisen

Working for Google

Muss man studieren, um reich zu werden? Nein, Bill Gates, Michael Dell, Steve Jobs, Mark Zuckerberg, Steven Spielberg und viele andere haben es bewiesen. Muss man studieren, um als Angestellter in einem Unternehmen erfolgreich zu werden?

Laszlo Bock

Laszlo Bock, Recruiting-Chef von Google in den USA, ist der Ansicht, ein Studium schade zwar nicht, sage jedoch nichts darüber aus, ob man bei seinem Unternehmen erfolgreich werde. Denn es sei weniger wichtig, was man wisse und gelernt habe. Entscheidend sei, ob man damit etwas Wertvolles für das Unternehmen schaffe. Aus einem Uni-Abschluss lasse sich also nicht schließen, dass jemand die Fähigkeiten habe, die Google benötige.

Hier achte man vor allem auf diese Fähigkeiten: Als Erstes gehe es um generelle kognitive Fähigkeiten, was nicht mit einem hohen IQ verwechselt werden dürfe. Gefragt sei vielmehr Lernvermögen, also die Fähigkeit, „verstreute Informationen zusammenzufügen“. Dann gehe es um Leadership, aber nicht im herkömmlichen Sinn. Wer die richtige Lösung erkenne, müsse in der Lage sein, sie anderen zu vermitteln und sie durchzusetzen. Sei das Ziel erreicht, müsse man bereit sein, die Führung an andere abzutreten. Zu effektiver Führerschaft gehöre nämlich, sie im richtigen Moment anderen zu überlassen.

Als Drittes gehe es um Bescheidenheit. Also nicht darum, sich egoistisch in den Vordergrund zu spielen, sondern die Aufgabe zu lösen. Und das sei heute nur noch im Team möglich. Dazu zähle auch intellektuelle Bescheidenheit. Man solle zwar durchaus für die eigenen Ideen kämpfen. In dem Moment, da neue Informationen hinzukommen, die alles infrage stellen, müsse man jedoch in der Lage sein, seinen Standpunkt zu revidieren oder aufzugeben.

Am wenigstens sei man bei Google an Erfahrung interessiert. Wenn jemand intelligent und lernfähig sei, komme er meist zu den selben Ergebnissen wie Experten, manchmal sogar zu besseren. Besonders wertvoll seien Leute, die nie eine formale Ausbildung erfahren hätten und dennoch Großartiges leisten. Hinter ihnen sei Google ganz besonders her.

Bock zur Situation in den USA: „Viele Absolventen erfüllen nicht, was wir uns von ihnen versprechen. Sie haben nicht das gelernt, was man im Berufsleben benötigt. Das Studium ist für sie nur eine verlängerte Jugendzeit. Und am Ende stehen sie mit einem Haufen Schulden da.“

Für Bewerbungsgespräche hat Bock noch einen besonderen Rat parat: „Die meisten Bewerber sind nicht in der Lage, andere an ihren Gedankenprozessen teilhaben zu lassen. Selbst wenn sie etwas Tolles geleistet haben, können sie nicht erklären, wie sie dazu kamen und wie sie es gemacht haben.“ Doch das sei genau das, was man von einem Bewerber wissen wolle.

© wisu514/608

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