Studieren im Ausland

Auf nach Holland!

Holland war schon immer ein beliebtes Reise- und Ausflugsziel der Deutschen. Kein Wunder: Wer in Westdeutschland, etwa in Nordrhein-Westfalen, wohnt, für den ist es nach Venlo, Maastricht oder Nijmegen, wo man sich seit langem auf die Gäste aus dem großen Nachbarland eingestellt hat, oft nur ein Katzensprung. Das Meer ist ebenfalls nicht weit weg. Und für viele ist nicht Paris, Rom oder Prag die schönste Stadt der Welt, sondern das durch seine unzähligen Grachten und schmalen, windschiefen Häuser bezaubernde Amsterdam.

Universiteit Nijmegen:
Nicht schön, aber komfortabel

Auch als Studienort sind die Niederlande längst kein Geheimtipp mehr. 2012 waren 25.000 Deutsche an einer niederländischen Hochschule immatrikuliert. Damit ist das Land bei deutschen Studenten genauso beliebt wie Österreich. In den Niederlanden stellen die Deutschen die mit Abstand größte ausländische Studentengruppe. Und sie wird immer größer: In den letzten Jahren nahm sie um jeweils rund 2.000 Gaststudenten zu.

Grund ist nicht nur die Nähe zu Deutschland, obwohl holländische Unistädte wie Nijmegen und Groningen für deutsche Studenten, die aus Emden oder Kleve kommen, leichter zu erreichen sind als jede deutsche Universität. Nicht wenige von ihnen fahren sogar täglich zum Studieren über die nahe gelegene Grenze. Für viele deutsche „Expats“ steht eher die Möglichkeit, jenseits der Grenze das Wunschfach studieren zu können, an erster Stelle. Denn während bei beliebten Studiengängen wie Psychologie, Biochemie, Medizin oder BWL hierzulande meist ein Numerus clausus überwunden werden muss, der vielen den Weg zum Traumberuf versperrt, gibt es diese Form der Zulassungsbeschränkung in den Niederlanden nicht. Übersteigt die Nachfrage doch einmal das Angebot, werden die Studienplätze unter den Bewerbern einfach verlost — ein Verfahren, das man dort „Numerus fixus“ nennen.

Auch das Studium selbst ist für viele ein Grund, die Hochschulausbildung in den Niederlanden zu absolvieren. Denn trotz übersichtlicher Hochschullandschaft — es gibt zwei Dutzend Universiteiten und Hogescholen (vergleichbar mit den deutschen Fachhochschulen) mit 650.000 Studenten, davon 80.000 aus dem Ausland — ist das Studienangebot breit und vielfältig. Sogar Fächer wie Physiotherapie und Logopädie kann man in Holland studieren.

Viele Hochschulen genießen zudem einen exzellenten Ruf. So belegt die Rotterdam School of Management (RSM) — die Business School der dortigen Erasmus-Universität — bei internationalen Vergleichen regelmäßig Spitzenplätze. Im letzten europäischen B-School-Ranking der „Financial Times“ kam sie auf Platz neun. Auch die Universiteit Maastricht, die Universiteit van Amsterdam oder die bereits 1575 gegründete Universiteit Leiden, Lehr- und Ausbildungsstätte so berühmter Persönlichkeiten wie Rembrandt, René Descartes und Albert Einstein, erfreuen sich eines hohen Renommees.

Der Unterricht an holländischen Unis findet meist in kleinen Gruppen statt und ist „problemgesteuert“. Soll heißen: Frontalunterricht in überfüllten Hörsälen ist die absolute Ausnahme. Stattdessen erarbeiten sich die Studenten den Stoff selbständig anhand von Fallstudien, Projektarbeit und Präsentationen. Jeder Studienanfänger wird zudem von einem persönlichen Mentor betreut. An der Ausstattung von Bibliotheken und Seminarräumen gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln, auch wenn die hässliche Beton-Architektur so mancher Hochschule so gar nicht zum Puppenstuben-Flair niederländischer Städtchen passt.

Sogar die Sprachbarriere ist in den meisten Fällen kein Hindernis, denn es gibt zahlreiche englisch- und sogar deutschsprachige Studiengänge. Hier zahlt sich aus, dass die Niederlande früher als andere europäische Staaten internationale Studienprogramme eingeführt und auf das europaweit kompatible Bachelor/Master-System umgestellt haben. Selbst wer ein Fach studiert, in dem überwiegend oder ausschließlich Niederländisch gesprochen wird, muss sich keine grauen Haare wachsen lassen. Denn kaum eine Fremdsprache lernt sich für Deutsche leichter. Um den obligatorischen Sprachtest zu bestehen, bieten viele Hochschulen vier- bis sechswöchige, jedoch kostenpflichtige Intensivkurse an.

Paradiesische Zustände also. Wären da nicht die Studiengebühren von 1.800 Euro pro Jahr und die — vor allem in beliebten Studentenstädten wie Amsterdam und Maastricht — recht hohen Lebenshaltungskosten. Wer kein Auslands-Bafög erhält und auch kein Stipendium, etwa vom DAAD oder vom Erasmus-Programm, ergattert hat, kann sich jedoch beim niederländischen Staat das Geld fürs Studium leihen. Oder er nimmt einen Studentenjob an (mindestens 32 Stunden pro Monat). Dann hat er Anspruch auf staatliche Unterstützung.

Dann wäre da noch die hohe Prüfungsdichte. In der Regel folgt auf jede sechswöchige Vorlesungs- und Seminarreihe eine zweiwöchige Prüfungsphase. Ausgedehnte Semesterferien sind in Holland unbekannt. Dafür sind Immatrikulationen — das Studienjahr startet im September — oft bis kurz vor Studienbeginn möglich.

Weitere nützliche Informationen unter studieren-in-holland.de und studyinholland.nl.

© wisu113/46

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