The Luxury MBA

Karriere machen mit Luxus

Es war stets eine gute alte Tradition: Investmentbanken und Consulting-Firmen nahmen den größten Teil der MBA-Absolventen auf, zumindest in den USA, aber auch in einer Stadt wie London. Nicht umsonst sind die Columbia Business School in New York, die London Business School und die Cass Business School in der Nähe der „City“ für ihre exzellente Finance-Ausbildung bekannt. Doch die vielen Krisen, die zum Teil auch Bankenkrisen sind, haben dazu geführt, dass das Investmentbanking viel von seiner Attraktivität verloren hat — auch weil ihnen meist gewaltige Entlassungswellen folgen.

Verständlich, dass sich so mancher nach alternativen Berufsmöglichkeiten umsieht — beispielsweise in der Luxusgüterindustrie. „Etwa 20 Prozent der Studenten, die unseren MBA in Luxury Brand Management anstreben, waren zuvor in irgendeiner Weise in der Finanzindustrie tätig“, erklärt Anthéa Davis von der ESSEC Business School nahe Paris.

Doch warum sollte die Luxusgüterindustrie krisenresistenter sein als das Investmentbanking? Zum einen, weil sie nicht regulatorisch mehr und mehr zurecht gestutzt wird, zum anderen, weil sich der Mittelstand in Schwellenländern wie China, Indien, Brasilien oder Indonesien rapide vergrößert. Und wie sich bereits seit Jahren zeigt, hat er ein offenbar unstillbares Verlangen nach Luxusgütern jeder Art, mit denen demonstriert werden soll, dass man es geschafft hat, dass man nun auch dazugehört. Außerdem gibt es in den Industrieländern ausreichend viele Menschen, deren Konsumverhalten sich bei Konjunktureinbrüchen nicht oder fast nicht verändert. Die ein Gucci-Täschchen oder eine Rolex-Uhr nicht eine Sekunde ins Grübeln bringt, ob sie sich so etwas zurzeit leisten können.

ESSEC bei Paris:
Eintrittskarte zu Dior, Chanel & Co.

Gerade die letzten Krisen haben bewiesen, dass sich Luxusgüter immer verkaufen. Zumindest sind die Umsatzeinbrüche gering und man erholt sich erstaunlich schnell (vgl. ausführlich zur Luxusgüterindustrie WISU 7/12, S. 884). Und die Gewinne in dieser Branche sind ausgesprochen „formidable“. Vor allem wenn eine oder mehrere der weltweit bekannten Luxusmarken zum Portfolio des Unternehmens gehören. Nicht ohne Grund ist Bernard Arnault, Chef des französischen Luxuskonzerns LVMH, der im Laufe der letzten Jahre konsequent über 60 Luxusmarken zusammenkaufte, der fünftreichste Mensch auf dem Planeten.

Und wo lernt man das Luxus-Business? Etwa an der bereits erwähnten ESSEC Business School, sie ist dafür eine der ersten Adressen weltweit. Allein schon deshalb, weil Paris, die Weltmetropole des Luxus, nur einen Katzensprung entfernt ist. Ihr Luxury-MBA ist so etwas wie eine Eintrittskarte in die Welt des Glitzers und des Schönen. Vermutlich gibt es keine größere französische Luxusgüterfirma, in der nicht wenigstens ein ESSEC-Absolvent zu finden ist. Viele dürften derzeit auch damit beschäftigt sein, neue Märkte in einem Schwellenland fernab von Frankreich zu erschließen.

Die südlich von Paris in Jouy-en-Josas gelegene bekannte Business School HEC, die ebenso wie die ESSEC bei vielen Rankings gut abschneidet, hat zwar keinen auf diese Branche zugeschnittenen MBA im Programm. Man kann jedoch nach ungefähr 60 Stunden Unterricht das „Luxury Strategy Certificate“ erwerben, etwa als Ergänzung eines generalistischen MBA-Studiums.

Das ist jedoch nicht alles, was Paris in Sachen Luxury-Studium zu bieten hat. Wie wäre es mit einem Master in International Luxury Management, den man an der International Business School IEMI erwerben kann? Unterrichtet wird wie bei der ESSEC und der HEC auf Englisch. Das Ganze dauert ein Jahr und kostet 9.700 Euro Studiengebühren. Die ESSEC berechnet für ihre elf Monate dauernde Luxury-Ausbildung übrigens erkleckliche 37.000 Euro.

Fürstentum Monaco:
Gelebter Luxus

Auch an der Paris School of Business kann man eine Eintrittskarte in die Luxusindustrie erwerben. Die Ausbildung zum MBA in Luxury & Fashion Management dauert ein Jahr und ist für 17.000 Euro zu haben. Und dann ist da noch Mod-Art International in Paris, eine weitere Business School. Bei ihr kann man die Ausbildung zum MBA in Luxury Goods & Fashion Industries absolvieren. Sie dauert 15 Monate und schlägt mit 9.900 Euro Gebühren zu Buche. Ebenso wie bei den anderen MBA-Programmen gehören auch hier ein Internship oder gleich mehrere Praktika in einer Luxusgüterfirma dazu. Auch in diesen beiden Schulen wird auf Englisch unterrichtet.

Im Süden Frankreichs, an der Cote d’Azur, reihen sich nicht nur traumhafte Luxusvillen, Luxushotels und jede Menge Luxusgeschäfte — etwa in Cannes, Nizza oder St. Tropez — aneinander. Das Fürstentum und Steuerparadies Monaco mit seiner Hauptstadt Monte Carlo — auch durch die Garibaldis, seine überaus geschäftstüchtige Herrscherfamilie bekannt — wartet sogar mit einer eigenen Business School auf, an der sich auch die Luxury-World studieren lässt. So kann man den Schwerpunkt seiner Ausbildung zum General MBA an der International University of Monaco auf Luxury Management legen. Daneben gibt es noch die Master in Luxury Goods & Services, Luxury Retail Management und Luxury Hospitality & Event Management. Die Gebühren für die Letzteren: 18.100 Euro. „Monaco ist wie ein Labor für Luxusgüter“, meint Marika Taishoff, die für das MBA-Programm in Monaco zuständige Direktorin. Womit sie auf den allgegenwärtigen Luxus im reichen Fürstentum anspielt. „Hier studiert man den Luxus nicht nur, hier lebt man ihn. Auch wenn man das als Student nur auf indirekte Weise tun kann.“

Bei all diesen Programmen geht es darum, die Teilnehmer auf Führungspositionen vorzubereiten. Entsprechend umfangreich ist die Ausbildung. So gehören Fächer wie Marketing, Finance, Accounting, Organisation, HR oder Supply Chains überall zum Curriculum. Hinzu kommen die Besonderheiten dieser Branche. „Wir befassen uns ebenso mit Produktpiraterie wie mit Anthropologie“, sagt Simon Nyeck, akademischer Direktor der ESSEC. „Denn Luxus hat auch immer etwas mit Kultur zu tun“, fügt er hinzu. Und Marika Taishoff meint: „Wir in Monaco erforschen das Verhalten der Luxuskonsumenten, außerdem lernt man hier alles über E-Luxury.“ Ein wichtiges Thema dieser Branche, da die wahren Genießer des Luxus die Qualität eines Stoffes bislang lieber im Laden begutachten und das Funkeln der Brillis lieber unverfälscht in der Realität erleben wollen, als den Bildern und Beschreibungen in E-Shops zu vertrauen. So gibt es immer noch bekannte Labels, die man nicht per Internet erwerben kann. Zur Ausbildung gehören auch überall umfangreiche Projektarbeiten, die im Falle der ESSEC etwa bei Louis Vuitton, Chanel, Estée Lauder oder anderen glanzvollen Namen der Branche stattfinden.

Doch was wäre die Luxusindustrie ohne Italien, einem Land mit einer legendären Kunstgeschichte, berühmten Mode-, Auto- und Möbel-Designern und einmaligen Gaumenfreuden? „Auch unsere Luxusfirmen suchen talentierte Manager“, meint Luana Carcano von SDA Bocconi, Italiens bester B-School. Und die werden, so die Dozentin, vor allem hier ausgebildet. Selbstverständlich arbeitet man auch an der SDA Bocconi eng mit den großen Luxusherstellern des Landes zusammen. So verbringen die Teilnehmer des MBA-Programms mit dem Schwerpunkt „Luxury Business Management“ beispielsweise einige Wochen als Praktikanten bei Bulgari in Rom. Sie sind auch an Real-Life-Projekten bei diesem oder anderen Luxusherstellern beteiligt.

Via Montenapoleone in Mailand:
SDA Bocconi ist nicht weit

Italiens Luxusindustrie verteilt sich auf viele mittlere und kleinere Familienbetriebe. Eine ganze Reihe von ihnen hat es im Laufe der Jahre zu Weltruhm gebracht. Schon immer war der Mittelstand, ähnlich wie in Deutschland, die eigentliche Stütze der italienischen Wirtschaft. Nicht nur in dieser Branche, sondern beispielsweise auch im Maschinenbau, den man vor allem im Norden des Landes findet. Ein Grund, weshalb SDA Bocconi eng mit der mittelständischen Industrie verknüpft ist, die hier viele Nachwuchsmanager rekrutiert, vor allem wenn sie ins Ausland — wie jetzt zunehmend nach China — expandiert. Der Luxus-MBA dieser Business School kostet stolze 44.500 Euro, die Ausbildung dauert 12 Monate.

Auch die Alma Graduate School der altehrwürdigen Universität Bologna hat sich einen guten Namen in der Luxusindustrie erworben. Sie bietet ein MBA-Programm mit dem Schwerpunkt „Design, Fashion and Luxury Goods“ an. Auch sie pflegt intensive Beziehungen mit vielen bekannten Unternehmen, die ihren Studenten Praktika und nach dem Studium Jobs anbieten. Die Ausbildung dauert 12 Monate, die Gebühren betragen 27.000 Euro.

Haute Couture, kunstvolle Armbanduhren, faszinierende Schmuckstücke, wunderbar duftende Parfums und prickelnden Champagner sucht man zwar nach wie vor in erster Linie in Europa. Doch was die Mode anbelangt, haben die USA seit einiger Zeit auch Bemerkenswertes zu bieten. So hat sich New York mit der berühmten „Fashion Week“ längst als Modezentrum etabliert. Da verwundert es nicht, wenn sich die dortige Stern School of Business mittlerweile auch der Luxusgüterindustrie angenommen hat. Wer hier eine MBA-Ausbildung absolviert, kann sich zusätzlich auf „Luxury and Retail“ spezialisieren.

Wer eine rund um den Globus hochaktive Branche sucht, der zudem eine ausgesprochen rosige Zukunft prophezeit wird, wer sich für ein Berufsleben inmitten von besonderen Formen, Farben, Düfte und Delikatessen begeistern kann, der sollte überlegen, ob er hier nicht mit einem dieser Programme einen Karrierestart wagen sollte. Es könnte eine goldrichtige Entscheidung sein.

© wisu1012/1276

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