Studienreport Tourismusmanagement

Ab jetzt wieder eine dynamische Branche

Als die Umsatzzahlen im Sommer 2018 und 2019 gen Himmel stürmten, hat sich keiner auch nur im Entferntesten träumen lassen, dass es ein Jahr später zu einer der größten Katastrophen in der Tourismusindustrie kommen würde. Der Teufel, der das bewerkstelligte, heißt Corona. Er startete – höchstwahrscheinlich – im chinesischen Wuhan und sollte die Welt erschüttern. Nicht nur, dass so gut wie keine Flugzeuge mehr flogen und die Kreuzfahrtschiffe stillgelegt wurden, auch Reiseveranstalter, Autoverleiher und zahllose Hotels pleite gingen - die Wirtschaft ganzer Länder ging in den Sturzflug über.

Seit dem Frühjahr 2022 geht es mit dem weltweiten Tourismus wieder aufwärts. Viele Länder hoben die Einreisebeschränkungen auf. Die Buchungen stiegen rasant, die Lust auf Urlaubsreisen nahm wieder schlagartig zu, auch wenn sich nicht alle Touristen in Flugzeuge trauten, nachdem dort die Maskenpflicht aufgehoben wurde.   

2018 kam es nach Angaben der Welttourismusorganisation UNWTO zu über 1,3 Mrd. Auslandsreisen. Damals belegte noch Frankreich mit über 87 Millionen ausländischen Touristen den weltweiten Spitzenplatz. Die Top-Destination war Paris, wo geschätzte 300.000 Jobs von den Besuchern abhingen. 2020 und auch 2021 war man natürlich Lichtjahre von diesen Zahlen entfernt. Da halfen weder der Eiffelturm, der Louvre, noch das berühmte Quartier Latin. Auch die vielen Airbnb-Quartiere in der französischen Hauptstadt blieben überwiegend leer.

Jetzt hofft die Reisebranche sogar, die früheren Zahlen trotz Inflation und Konjunkturschwäche bald zu übertreffen. Sie geht ausgesprochen optimistisch ins Tourismusjahr 2023. „Wenn nach Abzug der gestiegenen Lebenshaltungskosten noch Geld im Portemonnaie ist, werden die Deutschen auch 2023 reisen", meint Norbert Fiebig, Präsident des Reiseverbandes DRV. „Aber sie werden voraussichtlich verstärkt preissensibel agieren und ihre Reiseziele entsprechend auswählen."

Mit der zunehmenden Reiselust  dürfte auch der zuvor viel kritisierte „Overtourism“ wieder ein Thema werden, das sich während der Pandemie erst einmal erledigt hatte. Zuvor war er beispielsweise in Venedig, Dubrovnik, Barcelona oder auf Mallorca zu besichtigen. Allerdings gibt es auch nachhaltigen Tourismus, Senioren- oder Kulturreisen und damit die Möglichkeit, sich vom Massentourismus fernzuhalten.  Außerdem sind diese Trends eine gute Chance für die Branche, eine sehr kaufkräftige Klientel anzusprechen.

Das sind auch für diejenigen gute Nachrichten, die mit dem Gedanken spielen, nach dem Studium den Berufseinstieg in die bunte Welt des Tourismus zu versuchen. Da er jetzt wieder kräftig in Schwung kommt, werden wieder wie früher Bewerber mit einer Hochschulausbildung gesucht, vor allem mit entsprechender Spezialisierung. Denn wie alle Branchen wird auch das Tourismusgeschäft immer komplexer, was betriebswirtschaftliches und branchenspezifisches Wissen erfordert.

Lies das Interview mit Prof. Hans Rück von der Hochschule Worms zur Internationalität der Tourismuswirtschaft, zur Serviceorientierung, die man mitbringen sollte, und dass bei aller Reisefreude stets die betriebswirtschaftlichen Aspekte beachtet werden müssen. Weiter ...

Wer sich für diesen Wirtschaftssektor interessiert und dort Karriere machen möchte, findet heute an zahlreichen Hochschulen spezielle Tourismus-Studiengänge. Hat man vor dem Studium praktische Erfahrungen erworben, beispielsweise durch eine Berufsausbildung zur Reisefachwirtin bzw. zum Reisefachwirt, erhöht das die beruflichen Chancen nochmals.

Internationalität ist ein wesentliches Merkmal der Reisebranche. Deswegen sollte man gut Englisch sprechen und am besten gleich noch eine andere Fremdsprache beherrschen. Außerdem sind Auslandserfahrungen nützlich, die man bereits während des Studiums sammeln kann — etwa durch Praktika und Studiensemester im Ausland. Oder man absolviert gleich das ganze Studium im Ausland — etwa in der Schweiz, wo es viele erstklassige Hotelfachschulen und Hochschulausbildungen gibt.

An der Università della Svizzera Italiana (USI) in Lugano kann man beispielsweise den Master of Arts in International Tourism machen. Das zweijährige Programm, das komplett auf Englisch unterrichtet wird, bereitet die Teilnehmer auf Tätigkeiten in Tourismuskonzernen, bei Reiseveranstaltern, im Regions- und Destinationsmarketing sowie im Konferenz- und Eventmanagement vor.

Im Bachelorstudiengang Tourism & Event Management der privaten International School of Management (ISM) wird Internationalität ebenfalls groß geschrieben. Ein Semester verbringen alle Studenten im Ausland, beispielsweise an einer der zahlreichen ISM-Partnerhochschulen. Teilnehmer der „Global Track“-Variante des Studiengangs verbringen noch ein weiteres Semester im Ausland.

Die Tourismusbranche bietet auch deshalb vielfältige Berufsmöglichkeiten, weil der Reisemarkt sehr facettenreich ist. Je nach Alter, Interessen, Geldbeutel und zur Verfügung stehender Zeit gibt es unterschiedliche Ferienangebote — vom Wochenendtrip nach Mallorca zum Discountpreis über die Mittelmeerkreuzfahrt bis zur Exklusivreise nach Australien mit Koala-Watching, vom gediegenen Kultururlaub für gutsituierte Ruheständler über den Familienurlaub mit Kinderbespaßung bis zur Abiturientenreise zum Binge Drinking an der Costa Brava.

Ein schnell wachsender Zweig ist der Öko- bzw. Nachhaltigkeitstourismus für gestresste, aber umweltbewusste Großstädter. Dabei achten die Veranstalter darauf, dass die Kunden mit der Bahn statt mit dem Flugzeug reisen, in klimaneutralen Hotels wohnen und veganes Essen von Demeter-Bauernhöfen gereicht bekommen. Für diesen sanften Tourismus gibt es immer mehr spezielle Studiengänge.

Etwa das Bachelorstudium nachhaltiger Tourismus der Hochschule Rhein-Waal, bei dem allgemeines betriebswirtschaftliches Wissen sowie Themen wie Klimawandel, demografischer Wandel, unternehmerische Sozialverantwortung, interkulturelles Management und internationale Beziehungen vermittelt werden. Teil des Studiums, das in Vollzeit oder berufsbegleitend absolviert werden kann, ist auch ein Praxis- oder Auslandssemester.

An der Hochschule Heilbronn kann man einen Master in nachhaltiger Tourismusentwicklung machen. Die Absolventen des Studiengangs finden dort Betätigungsfelder, wo nachhaltige Tourismusprojekte organisiert werden, also etwa die Entwicklung von Resorts und Freizeitparks oder bei staatlichen Stellen, deren Aufgabe es ist, die Wirtschaft der Region anzukurbeln, und die deshalb auch nachhaltige Tourismusprojekte planen.

Gleich einen ganzen Strauß an Touristik- und Verkehrsstudiengängen hat die Hochschule Worms im Programm. Dazu zählen die Bachelorstudiengänge in Tourism and Travel Management bzw. International Tourism Management, ein MBA-Programm in Business Travel Management und mehrere Programme für die Luftverkehrsbranche. Damit dürfte sie die Hochschule mit dem umfassendsten Angebot sein.

Wer bereits in der Tourismusbranche arbeitet und parallel dazu eine akademische Ausbildung machen möchte, kann ein Fernstudium absolvieren. Die SRH Fernhochschule beispielsweise bietet das Bachelorprogramm Hotel- und Tourismusmanagement an.

Die Praxis spielt bei vielen Tourismusstudiengängen eine bedeutende Rolle. Was sich auch daran zeigt, dass vor allem Fachhochschulen, bei denen die Praxisorientierung und die Vernetzung mit der Wirtschaft eine größere Rolle spielen als an den Universitäten, entsprechende Studiengänge anbieten.

So bietet die IU, die jeweils einen Campus in Bad Honnef, Bad Reichenhall und Berlin betreibt, den Bachelorstudiengang Internationales Tourismusmanagement an, bei dem die Studenten ein einsemestriges Praktikum im In- oder Ausland absolvieren. Internationale Erfahrungen sammeln sie außerdem während der zwei Auslandssemester.

Schon dieser — nicht vollständige — Überblick zeigt: Wer sich durch ein Bachelor- oder Masterstudium auf eine Karriere in der Tourismusbranche vorbereiten will, kann sich nicht über mangelnde Auswahl bei den Studienangeboten beklagen.

© WISU/AK2023