Berufsreport Banken/Finance

Auf zu neuen Ufern

Die Bankbranche ist im Umbruch und muss sich zum Teil neu erfinden. Was nichts daran ändert, dass hier nach wie vor attraktive Jobs zu finden sind.

Immer mehr Deutsche erledigen ihre Bankgeschäfte im Internet. Laut Statistischem Bundesamt wird Online-Banking von 53 Prozent der Bundesbürger im Alter zwischen 16 und 74 Jahren genutzt. Damit liegen die sonst so fortschrittsskeptischen Deutschen immerhin vier Prozentpunkte über dem europäischen Durchschnitt. In der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen wickeln sogar drei Viertel ihre Bankgeschäfte übers Internet ab. Gegen die Nordeuropäer ist allerdings kein Kraut gewachsen: In Dänemark, Finnland und den Niederlanden gehört Online-Banking für rund 90 Prozent der Bevölkerung zum Alltag.

Offensichtlich legen immer mehr ihre Berührungsängste ab. Das zeigt auch eine Studie der Marktforschungsfirma GfK. Demnach ist der Anteil der Verbraucher, die Internet-Banking für sehr sicher oder sicher halten, binnen eines Jahres um sechs Prozentpunkte auf 50 Prozent gestiegen. Unter denjenigen, die ihre Bankgeschäfte bereits online abwickeln, liegt der Anteil sogar bei 84 Prozent.

Auch Mobile Banking wird immer beliebter. Etwa die Hälfte der Smartphone- und Tablet-Besitzer nutzt ihr Gerät für Kontoabfragen, Überweisungen oder um zu checken, wie sich das Aktiendepot bei der Direktbank entwickelt hat. Lässiger und bequemer geht Banking kaum noch.

Kein Wunder, dass Kundenschlangen vor den Schaltern von Bankfilialen der Vergangenheit angehören. Längst sind die großen Banken dabei, ihr Filialnetz auszudünnen. Kam 2008 noch eine Filiale auf 2.000 Bundesbürger, liegt das Verhältnis heute bei 2.500:1. In anderen Länder wie Schweden und Großbritannien ist es — aus Kundensicht — noch ungünstiger. Wer sich dort in einer Filiale über die Produkte der Bank informieren will, muss oft lange suchen.

Auch den Geldautomaten geht es an den Kragen. In den vergangenen zwei Jahren ist ihre Zahl von 61.100 auf 58.400 geschrumpft. Da der Betrieb eines Automaten pro Jahr mit 20.000 bis 25.000 Euro zu Buche schlägt, lassen sich durch den Abbau erhebliche Kosten einsparen, zumal immer mehr Geschäfte wie etwa REWE die Möglichkeit anbieten, Geld abzuheben.

Zudem ist das Bargeld auf dem Rückzug. Zwar lieben es die Deutschen — im Gegensatz zu den Skandinaviern und Angelsachsen — heiß und innig. Doch der Trend ist unverkennbar: Werden heute noch 80 Prozent der Transaktionen bar abgewickelt, sollen es laut einer Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) und der Berenberg Bank zur „Zukunft des Geldes“ 2030 nur noch 50 Prozent sein. Gleichzeitig nehmen die bargeldlosen Zahlungen in rasantem Tempo zu: Zwischen 2010 und 2016 gab es hier ein durchschnittliches Wachstum von sieben Prozent. Und die Deutschen haben noch Nachholbedarf. Während die Zahl der Noncash-Transaktionen hierzulande bei 168 pro Kopf und Jahr liegt, sind es in Norwegen doppelt so viele.

UmweltBank

Wenn alles zusammenpasst

Nachhaltigkeit ist schon seit längerem ein Thema. Auch bei der UmweltBank in Nürnberg, die seit über 20 Jahren nachhaltige Projekte finanziert. Sandra Waigel, die sich als Studentin den erneuerbaren Energien verschrieben hatte, hat hier ihr berufliches Zuhause gefunden.

Der Name sagt es bereits: Bei der UmweltBank geht es um Nachhaltigkeit. Ist das ein Thema, das Sie schon früher interessiert hat?

Sandra Waigel

Waigel: Ja, auch im privaten Bereich, etwa wenn es um Ernährung, Kleidung, Verkehr und viele andere Dinge geht. Beruflich interessierte ich mich schon früh für erneuerbare Energien, weshalb ich auch ein Bachelor-Studium in Energiewirtschaft in Biberach absolviert habe. Wozu auch viel BWL gehörte.

Dachten Sie da auch schon ans Banking?

Waigel: Anfangs noch nicht. Auf die Verbindung von Nachhaltigkeit und Finanzwirtschaft stieß ich erst während der Recherchen für meine Abschlussarbeit. Dabei lernte ich auch die UmweltBank kennen, deren Jobmöglichkeiten mich gleich sehr ansprachen. So kam es, dass ich nur eine einzige Bewerbung schrieb, die dann auch gleich klappte.

Beim Banking geht es vor allem um Zahlen.

Waigel: Damit habe ich kein Problem. Ich habe auch eine Ausbildung als Steuerfachgehilfin und überlegte sogar einmal, Steuerberaterin zu werden. Da war auch Zahlenaffinität gefragt.

Damit kommt ja vieles zusammen, was Sie gewissermaßen für Ihre Tätigkeit bei der UmweltBank prädestiniert.

Waigel: So könnte man sagen.

Wie sind Sie bei der Bank eingestiegen?

Waigel: Über das Traineeprogramm.

Ist es ein fachspezifisches Programm?

Waigel: Es ist ein allgemeines Traineeprogramm, das in der Regel 24 Monate dauert, in denen man bis zu vier Abteilungen kennenlernt. Insgesamt gibt es in unserer Bank sieben Abteilungen.

Kann man die Stationen wählen?

Waigel: Ja, es ist ein individuelles Programm, das auf die eigenen Interessen und Vorkenntnisse zugeschnitten wird.

Sie haben es bereits abgeschlossen. In welcher Abteilung arbeiten Sie heute?

Waigel: Bei mir war es so, dass ich schon nach anderthalb Jahren ein Angebot von der Abteilung erhielt, in der ich jetzt arbeite. Hier geht es um Rechnungswesen, Steuern und Jahresabschlüsse.

Also auch ein bisschen „back to the roots“?

Waigel: Ja, mit den Themen hatte ich ja schon einmal zu tun.

Was sind die hauptsächlichen Geschäftsbereiche der Bank?

Waigel: Wir finanzieren in erster Linie Projekte im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien.

Passt ja schon wieder bestens mit Ihren Vorkenntnissen zusammen. Könnte es sein und wäre es möglich, dass sie später einmal in die Abteilung wechseln, die sich mit der Finanzierung solcher Projekte befasst?

Waigel: Auf jeden Fall. Wechsel in andere Abteilungen sind grundsätzlich immer möglich. Natürlich vorausgesetzt, dass dort auch entsprechende Stellen frei sind.

Kann man sagen, dass Sie genau das richtige Unternehmen und den richtigen Job gefunden haben?

Waigel: Es passt alles perfekt zusammen. Das merke ich schon da-ran, dass ich jeden Tag sehr gern zur Arbeit gehe.

Die Zukunft — da sind sich die Experten weitgehend einig — gehört den Giro- und Kreditkarten, vor allem aber digitalen Bezahldiensten, mit denen sich schnell und schnörkellos per Handy-App bezahlen lässt. Vorreiter ist hier diesmal nicht Skandinavien, sondern China. Im bevölkerungsreichsten Land der Erde nutzen bereits eine halbe Milliarde Menschen Bezahldienste wie Alipay oder WeChat Pay. Digitalen Kryptowährungen à la Bitcoin werden hingegen kaum Chancen eingeräumt. Die steten Kursschwankungen sowie das Umtauschrisiko — die Gefahr, dass man für sein Geld keinen entsprechenden Gegenwert erhält — seien einfach zu groß.

Wie man sieht, ist die Finanzbranche mächtig in Bewegung. Während sie einerseits von der Digitalisierung profitiert — etwa beim Trend zum bargeldlosen Zahlungsverkehr —, macht sie ihr andererseits zu schaffen. Vor allem in Gestalt der Fintechs: jungen technologiegetriebenen Finanzfirmen, die den etablierten Geldhäusern Kunden und Marktanteile abjagen. Doch diese sind aufgewacht und haben die Herausforderung angenommen. Entweder indem sie selber entsprechende Produkte und Dienstleistungen anbieten. Oder indem sie — nach der Devise „If you can’t beat them, join them“ — mit den Fintechs kooperieren oder diese gleich übernehmen. Damit lassen sich häufig auch die eigenen IT-Systeme auf Vordermann bringen und die IT-Sicherheit optimieren. Manchmal sehen die Banken einen innovativen Fintech auch als gute Gelegenheit, ein neues Geschäftsfeld zu erschließen und schneller zu wachsen.

Im Fokus der meisten Banken ist weiterhin die Verzahnung des On- und Offline-Geschäfts — eine Entwicklung, die man auch in anderen Branchen wie dem Einzelhandel beobachten kann. Dort gilt Multichanneling schon seit längerem als Stein der Weisen, wenn es um die Bekämpfung der Online-Konkurrenz geht. Entsprechend ist häufig von der „Multikanalbank“ als Bank der Zukunft die Rede. Laut finanz-lexikon.de handelt es sich dabei um „ein Kreditinstitut, das seinen Kunden die Möglichkeit bietet, über verschiedene Kommunikationswege mit ihm in Kontakt zu treten“. Das kann ein Beratungsgespräch in einer Bankfiliale sein, bei dem es um einen Immobilienkredit geht, eine Online-Überweisung oder eine Bargeldabhebung am Automaten.

Was die Banken ebenfalls seit Jahren auf Trab hält, sind die verschärften Regulierungen — Stichworte Basel III und bald auch Basel IV. In den Jahren vor der Finanzkrise hatten viele immer größere und riskantere Geschäfte mit immer weniger Eigenkapital abgewickelt. Als das Kartenhaus 2008 zusammenbrach, hatten einige zu wenig Eigenkapital, um ihre Gläubiger auszuzahlen, und gingen — wie Lehman Brothers — pleite oder wurden von Konkurrenten geschluckt. Oder sie wurden vom Staat mit Steuer-Milliarden vor dem Untergang gerettet.

Um zu verhindern, dass sich ein Horrorszenario wie der mögliche Kollaps des globalen Finanzsystems wiederholt, wurden den Banken Basel III und andere Regulierungen verordnet. Dazu gehört, dass sie ihre Geschäfte mit mehr Eigenkapital unterlegen müssen. In den USA wurde nach langen Verhandlungen mit dem Dodd-Frank-Act ein umfangreiches und kompliziertes Regelwerk geschaffen, das Anleger und Unternehmen vor einer erneuten Finanzkrise bewahren soll. Was bisher auch ganz gut funktioniert. Allerdings hat die US-Regierung unter Donald Trump damit begonnen, die Regulierung zurückzudrehen und die Banken erneut von der Leine zu lassen. Was viele bereits Böses für die Zukunft ahnen lässt.

In Großbritannien hatte die damalige Premierministerin Margaret Thatcher schon Anfang der achtziger Jahre die Deregulierung der Finanzbranche vorangetrieben und ihr damit zu großer Blüte verholfen. Nicht umsonst ist London mit seiner „City“ neben New York der bedeutendste Finanzplatz der Welt. Doch die besten Zeiten dürften wegen des Brexit — der spätestens im Frühjahr 2019 vollzogen sein soll — vorbei sein. Zahlreiche Banken, die ihr EU-Geschäft von London aus betreiben, haben bereits ihren Umzug nach Frankfurt, Paris oder in andere Finanzmetropolen verkündet.

DZ Hyp

Die Welt der Immobilienfinanzierung

Die DZ HYP ist eine führende Immobilien- und Pfandbriefbank mit den Geschäftsbereichen Firmenkunden, Privatkunden und öffentliche Kunden. Es werden verschiedene Traineeprogramme angeboten, erläutert Leonie Kühr aus dem Bereich Personal.

Leonie Kühr

Wie viele Traineeprogramme bieten Sie an?

Kühr: Aktuell sind es sechs verschiedene.

Mit welchen Schwerpunkten?

Kühr: Im Traineeprogramm „Real Estate Finance“ geht es um die gewerbliche Immobilienfinanzierung, unser Kerngeschäft. Im IT-Programm kann man zwischen den Schwerpunkten Java, SAP und Projektmanagement wählen. Bei unserem Traineeprogramm im Bereich Finanzen liegt der Fokus auf Rechnungslegung nach IFRS und HGB sowie dem Aufsichtsrecht. Das Traineeprogramm „Digital Finance“ gibt Einblicke in den gesamten Datenhaushalt der Bank. Neben einem weiteren Programm im Bereich Risikocontrolling gibt es schließlich noch das Programm „Kreditorganisation und Datenmanagement“.

Wie lange dauern die Traineeprogramme?

Kühr: Alle Programme dauern 18 Monate und unterteilen sich in die Phasen Einführung, Vertiefung und Spezialisierung.

Worum geht es in diesen Phasen?

Kühr: In der Einführungsphase lernen die Trainees die Strukturen, die Abläufe und die Kultur der Bank kennen. In der Vertiefungsphase folgen dann Einblicke in verschiedene Schnittstellenabteilungen. In der letzten Phase werden die möglichen Zielpositionen der Trainees festgelegt.

Wo findet die Ausbildung statt?

Kühr: Da unsere internen Abteilungen fast alle zentral an unserem Hauptstandort in Hamburg angesiedelt sind, findet hier der überwiegende Teil der Ausbildung statt. Die Trainees im Programm „Real Estate Finance“ können darüber hinaus auch in unseren Immobilienzentren Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, München oder Stuttgart ausgebildet werden.

Was ist besser: Direkteinstieg oder Traineeprogramm?

Kühr: Bei einem Traineeprogramm kann man sich erst einmal im Unternehmen orientieren, bevor man sich spezialisiert. Man wird intensiv in die Aufgaben eingearbeitet und erhält regelmäßig Feedback. Außerdem lernen unsere Trainees das ganze Unternehmen kennen und können sich ihr eigenes Netzwerk aufbauen.

Welche Voraussetzungen müssen die Bewerberinnen und Bewerber mitbringen?

Kühr: Einen Bachelor- oder Masterabschluss in einem passenden Studiengang wie Wirtschaftswissenschaften, Naturwissenschaften oder Informatik. Wir erwarten zudem Interesse an der Finanz- und Immobilienbranche und die Lust, sich weiterzuentwickeln und eigene Ideen einzubringen.

Helfen erste Berufserfahrungen?

Kühr: Praktika oder eine Werkstudententätigkeit sind von Vorteil, aber kein Muss.

Arbeitet man auch an Projekten?

Kühr: Ja, es gibt ein Traineeprojekt, das in der Gruppe bearbeitet wird. Auf diese Weise kann man sich untereinander und auch innerhalb der Bank vernetzen. Zudem lassen sich — unabhängig vom fachlichen Schwerpunkt — auch innerhalb der genossenschaftlichen FinanzGruppe Beziehungen zu anderen Trainees aufbauen. Dafür gibt es auch einmal jährlich einen Workshop, bei dem alle Trainees zusammenkommen. Schließlich kann man noch am Trainee-Tandem und am WIR-Gremium teilnehmen. Wer bei uns Trainee wird, wird schnell herausfinden, was das ist.

Für den Banken- und Finanzstandort Deutschland ist das allemal eine gute Nachricht. Die Branche steht hierzulande — nicht nur wegen der Digitalisierung — unter Druck. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank hat die Erträge erheblich reduziert. Zugleich verstärkt der intensive Wettbewerb den Kostendruck. Hinzu kommt, dass Deutschland einen der zersplittertsten Finanzmärkte der Welt hat. Über 1.600 Banken — private Geschäftsbanken, öffentlich-rechtliche Institute und Genossenschaftsbanken — buhlen um Firmenkunden, vermögende Privatkunden und Otto-Normal-Sparer, der für seine Ersparnisse kaum noch Zinsen erhält und deshalb nicht gerade erfreut ist, wenn ihm auch noch höhere Gebühren abverlangt werden.

Wie fragmentiert der deutsche Bankenmarkt ist, zeigt sich auch daran, dass die drei größten börsennotierten Institute — die Deutsche Bank, die Commerzbank und die HypoVereinsbank, die zur italienischen Unicredit gehört — auf einen Marktanteil von gerade mal 15 Prozent kommen. „Es gibt ein Überangebot an Liquidität“, meint Thomas Schnarr von der Beratung Oliver Wyman, Koautor der Studie „Bankenreport Deutschland 2030“. Zum Vergleich: In Belgien, den Niederlanden und Frankreich vereinen die größten vier oder fünf Banken rund drei Viertel des Marktes auf sich.

Kein Wunder, dass die deutschen Banken vergleichsweise ertragsschwach sind — und sich nun auch noch der wachsenden Konkurrenz ausländischer Banken erwehren müssen. Denn trotz des schwierigen Umfelds gilt der deutsche Markt als attraktiv: Die Wirtschaft floriert, die politischen Verhältnisse sind stabil, und auf den Konten der Deutschen schlummert ein Vermögen in Billionenhöhe.

So hat sich die Direktbank ING-DiBa, die zum niederländischen ING-Finanzkonzern gehört, zur drittgrößten Privatkundenbank nach der Deutschen Bank und der Commerzbank gemausert. Auch andere ausländische Institute wie die spanische Banco Santander oder die französische BNP Paribas sind hierzulande erfolgreich, während der deutsche Branchenprimus derzeit kein gutes Bild abgibt: Nach dem dritten Jahresverlust in Folge musste John Cryan Anfang April als Chef der Deutschen Bank seinen Hut nehmen. Ob der neue Vorstandschef Christian Sewing das Ruder herumreißen kann, ist ungewiss. Vor allem das Investmentbanking liegt der einstigen deutschen Vorzeigebank schwer im Magen. Trotz wegbrechender Erträge wurden den dortigen Mitarbeitern Milliarden-Boni gezahlt, was für erheblichen Unmut sorgte. Auch die Steuerreform in den USA belastete die Bilanz.

Doch nicht nur die Deutsche Bank steht vor einem Umbau. Bei der deutschen Nummer zwei, der Commerzbank, ist er bereits in vollem Gang. Unter der Überschrift „Commerzbank 4.0“ findet dort seit 2016 eine radikale Neustrukturierung statt. Commerzbank-Chef Martin Zielke will das Investmentbanking und die Firmenkundensparte zusammenlegen und 80 Prozent der internen Abläufe digitalisieren, was bis 2020 jährliche Investitionen von 700 Mio. Euro erforderlich macht. Für die Mitarbeiter sind das keine guten Nachrichten: Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen 9.600 Jobs abgebaut werden. Gleichzeitig will die Commerzbank in zukunftsträchtigen Bereichen wie dem Privatkundengeschäft allerdings 2.300 neue Stellen schaffen.

Keine Frage: Die Finanzbranche ist derzeit — insbesondere in Deutschland — eine einzige große Baustelle. Doch wie immer in Zeiten des Wandels fallen nicht nur Arbeitsplätze weg — woanders entstehen neue. Vor allem dort, wo man den Wandel als Chance begreift, etwas anders und besser zu machen. Und wo man offen für Veränderungen und neue Technologien ist.

So lagert die Commerzbank im Zuge der Umstrukturierung ihre Wertpapierabwicklung aus, was bei dem Unternehmen, das die Aufgabe übernimmt, zahlreiche Jobs entstehen lässt. Auch die Digitalisierung interner Abläufe kann nur durch zusätzliches Personal bewältigt werden. Viele Banken sind außerdem ständig auf der Suche nach neuen Mitarbeitern — auch Nachwuchskräften — für ihr Risiko- und Produktmanagement, die Vermögensverwaltung und den Bereich Corporate Finance. Nicht zu vergessen das Investmentbanking mit der Königsdisziplin Mergers & Acquisitions. Im Private Wealth Management und in der Immobilienfinanzierung sind gute Kundenberater immer willkommen. Und wie überall werden IT-Spezialisten fast jeder Couleur mit Kusshand genommen.

Vom Wandel in der Bankbranche profitieren nicht nur IT-Firmen und Fintechs, sondern auch spezialisierte Consulting-Firmen, da der Beratungsbedarf der Banken entsprechend gestiegen ist. Beratung in Sachen Financial Services bieten zudem große Prüfungs- und Beratungsfirmen wie Deloitte, KPMG oder PwC. Hier warten ebenfalls zahlreiche Stellen für Absolventen mit Finance-Ausrichtung.

Doch damit sind die Möglichkeiten, im Banking Karriere zu machen, noch lange nicht erschöpft. Schließlich besteht die Branche nicht nur aus den großen Universalbanken, den genossenschaftlichen Banken und den öffentlich-rechtlichen Banken und Sparkassen. Zudem gibt es kleinere Privatbanken wie die Berenberg Bank oder das Bankhaus Metzler, spezialisierte Banken wie die Umweltbank und die GLS Bank, Immobilienbanken wie die WL Bank und die Aareal Bank, Direkt- bzw. Online-Banken wie die Consorsbank, Comdirect und ING-DiBa sowie — last not least — Consumer-Banken wie Santander und Targo.

Gute Einstiegschancen bieten sich fast überall im Kundengeschäft. Denn trotz Digitalisierung wollen die meisten nach wie vor lieber von Menschen aus Fleisch und Blut beraten werden als von Computern. Das gilt vor allem für Firmen und vermögende Privatkunden. Während das standardisierte Privatkundengeschäft (Retail Banking) wegen der großen Zahl der Wettbewerber kaum noch Wachstum verspricht, sind die Aussichten im Corporate Banking, Private Wealth Management und Teilen des Investmentbankings ungleich besser.

Das Private Wealth Management wiederum profitiert davon, dass vermögende Privatkunden in Europa und den USA wegen der niedrigen Zinsen auf der ganzen Welt nach Anlagemöglichkeiten Ausschau halten. Es ist die Spezialdisziplin der Privatbanken, von denen es in Deutschland rund 50 gibt. Sie sind meist auf eine kleine, zahlungskräftige Klientel spezialisiert und befinden sich — wie die über 400 Jahre alte Berenberg Bank — oft seit Generationen in Familienbesitz.

Wer über einen Start in dieser Branche nachdenkt, sollte gute Noten und einen passenden Studienschwerpunkt wie Banking/Finance, Rechnungswesen/ Controlling oder Wirtschaftsmathematik mitbringen, ebenso erste Erfahrungen im Finanzsektor. Fast alle Banken bieten Praktika an, oft auch in spezielleren Bereichen wie Asset Management und Risk Controlling. Eine Banklehre ist nach wie vor gern gesehen, stellt man damit doch seine Affinität zur Finanzwelt und zur Welt der Zahlen unter Beweis.

Traineeprogramme sind in der Bankbranche fast schon Standard. Es gibt allgemeine Programme, die durch mehrere Abteilungen führen, und Fachtraineeprogramme, die auf eine Spezialistenlaufbahn vorbereiten. Ein weiteres gutes Argument, das für eine Bank als Arbeitgeber spricht. Und nicht zuletzt: Bankjobs sind in der Regel — Krise hin oder her — gut bezahlt.