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Sportmanagement studieren

Was verbindet die renommierte Universität St. Gallen und den Fußball-Bundesligisten Schalke 04? Nicht mehr als eine lange Tradition, sollte man meinen. Immerhin gibt es den Fußballverein aus dem Ruhrgebiet bereits seit 111 Jahren, und die Schweizer Hochschule hat sogar 117 Jahre auf dem Buckel. Doch Schalke und die HSG teilen mehr als eine über 100-jährige Geschichte. Gemeinsam bietet man seit kurzem ein Sportmanagement-Studium an. Theorie und Praxis sollen sich durch die Kooperation gegenseitig befruchten.

Das Angebot richtet sich in erster Linie an frühere Spitzensportler, die nach ihrer Laufbahn dem Sport treu bleiben wollen, sowie an Führungskräfte in Sportunternehmen, -verbänden und -vereinen. Aber auch Sportinteressierte, die eine Karriere in einem sportnahen Bereich anstreben, können sich bewerben. Die Kosten für das viermonatige Programm, das mit einem „Certificate of Advanced Studies in Sports Management“ abschließt, belaufen sich auf 14.950 Euro. Die 18 Präsenztage finden sowohl in St. Gallen als auch in der „Arena auf Schalke“ statt. Auf der Referentenliste findet sich auch der eine oder andere Prominente — wie der ehemalige Bundesliga-Spieler und heutige Schalker Vereinsmanager Horst Heldt.

Nicht so glamourös, aber ebenso fundiert ist die Ausbildung zum Sportmanager an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Die Hochschule bietet ein berufsbegleitendes MBA-Studium Sportmanagement an. Neben den BWL-Kernfächern wie Marketing und Rechnungswesen stehen Themen wie Sponsoring, Leadership, Sportrecht, Sporttourismus, Sportcontrolling, Stadienmanagement sowie Sport und Medien auf dem Lehrplan.

Adressaten des Jenaer Sport-MBA — ähnliche Programme gibt es übrigens an der Universität Bayreuth, der Hochschule Koblenz und der Fachhochschule Schmalkalden — sind in erster Linie Führungskräfte und Mitarbeiter von Sportorganisationen, seien es Hersteller und Händler von Sportartikeln, der Deutsche Olympische Sportbund, der Landessportbund Niedersachsen oder ein kleiner, aber aufstrebender Handballverein. Auch Mitarbeiter von Gesundheitsfirmen, Event-Agenturen und Reiseveranstaltern kommen in Betracht. Das viersemestrige Studium kostet 13.000 Euro. Bewerber müssen mindestens ein Jahr Berufserfahrung vorweisen und ein Auswahlverfahren durchlaufen.

Die beiden Beispiele zeigen, wie professionell die Ausbildung von Führungskräften im Sport mittlerweile betrieben wird. Die Zeiten eines Uli Hoeneß, der bis zu seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung der populärste deutsche Sportmanager war, sind wohl vorbei. Hoeneß war nach seiner Karriere als Profi-Fußballer sozusagen aus dem Stand Manager des FC Bayern München geworden. Heute wird im Sportmanagement nichts mehr dem Zufall überlassen. Denn das Sport-Business ist viel zu wichtig, um es in die Hände von Amateuren zu legen.

Keine andere Freizeitbeschäftigung bringt so viele Menschen zusammen wie der Sport. Knapp 28 Millionen Deutsche — ein Drittel der Bevölkerung — sind Mitglied in einem Sportverein. Über zehn Millionen geben an, mehrmals in der Woche Sport zu treiben. Hinzu kommen die vielen Millionen „Passivsportler“, die sich für Sport und für sportliche Leistungen begeistern, ohne selber aktiv zu sein: Der Anhänger eines Basketballklubs, der sich kein Spiel seiner Mannschaft entgehen lässt. Der Fußballfan, der sich jeden Samstag mit Freunden in einer Sportsbar trifft, um über die aktuellen Ergebnisse zu fachsimpeln. Oder — ganz klassisch — der Zocker mit einer Leidenschaft für Pferdewetten.

Kein Wunder, dass der Sport zu den dynamischsten Bereichen der Wirtschaft zählt. Studien heben immer wieder hervor, dass er nicht nur gesund ist, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Rund 90 Mrd. Euro geben die Deutschen pro Jahr für sportbezogene Waren und Dienstleistungen aus, das sind 6,6 Prozent der Konsumausgaben. Der Anteil von Sportprodukten am BIP liegt bei 3,3 Prozent. Damit erzielt der Sport eine ähnlich hohe Wertschöpfung wie der Automobilbau.

Außerdem ist der Sport ein wichtiger Arbeitgeber. 1,8 Millionen Menschen arbeiten in diesem Bereich, das sind immerhin 4,4 Prozent aller Erwerbstätigen. 1998 lag der Anteil noch bei 2,4 Prozent.

Mit der wachsenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung des Sports ist auch der Bedarf an speziell geschulten Fachkräften stetig gestiegen. Wer als Spitzensportler, Lehrkraft oder Sportjournalist etwas auf sich hält, absolviert ein Studium an der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS). Die 1947 gegründete Hochschule ist Deutschlands einzige Sportuniversität. Ihre Wurzeln reichen bis in die zwanziger Jahre zurück, als die Vorgängerin der DSHS, die Deutsche Hochschule für Leibesübungen, gegründet wurde. Im Laufe der Jahrzehnte hat die „SpoHo“, wie Insider sie nennen, viele prominente Athleten kommen und gehen gesehen. Viele Medaillengewinner bei internationalen Meisterschaften und Olympischen Spielen wurden hier ausgebildet.

Auch Sportmanagement kann man an der DSHS studieren. Es gibt einen sechssemestrigen Bachelor-Studiengang Sportmanagement und Sportkommunikation und ein weiterqualifizierendes Master-Studium Sport Management, das vier Semester dauert und auf Englisch unterrichtet wird. Der „Haken“ daran: Alle Studenten der DSHS — auch diejenigen, die nach ihrem Studium einen Schreibtischjob anstreben — müssen sich einer sportlichen Eignungsprüfung unterziehen, die es in sich hat: Nur wer in 19 von 20 Disziplinen, darunter Turnen, Schwimmen und Leichtathletik, bestimmte Mindestanforderungen erfüllt, wird zum Studium zugelassen. Etwa die Hälfte der Teilnehmer fällt bei dem zweimal pro Jahr durchgeführten Test durch. Sie können sich damit trösten, dass man ihn beliebig oft wiederholen kann.

Bachelor- oder Master-,
Präsenz- oder Fernstudium?

Auch andere Hochschulen — in der Regel sind es die staatlichen — verlangen Studienbewerbern einen derartigen Test ab. Wer etwa an der Uni Potsdam Sportmanagement studieren will, kommt um die Sporteignungsprüfung der Hochschule nicht herum. Gleiches gilt für den Bachelor-Studiengang Sportwissenschaft mit Schwerpunkt Sportmanagement der Universität Jena. Und auch die Studienordnung der Universität Leipzig sieht im Fach Sportmanagement eine sportpraktische Eignungsprüfung vor.

Eine Ausnahme unter den staatlichen Hochschulen bildet die Hochschule Koblenz. Hier verzichtet man auf eine Sportprüfung, da es sich bei Sportmanagement um einen „betriebswirtschaftlichen Studiengang handelt“, wie es auf der Website der Hochschule heißt. Allerdings müssen Bewerber ihre Affinität zum Sport anderweitig unter Beweis stellen: durch sportliche Aktivität, die Mitgliedschaft in einem Sportverein und ehrenamtliches Engagement.

Und noch etwas hebt den Koblenzer Sport-Bachelor von vergleichbaren Angeboten ab: Nur hier und an der Düsseldorfer IST-Hochschule gibt es einen dualen Studiengang im Bereich Sportmanagement. Theorie- und Praxisphasen wechseln sich also ab. Dazu kooperiert die Hochschule Koblenz mit Sportvereinen, Fachverbänden und Sportbünden. Beste Voraussetzungen also, um nach dem Studium karrieremäßig durchzustarten.

Die HS Koblenz mit den Standorten Koblenz, Remagen und Höhr-Grenzhausen gehört zu den Pionieren auf dem Gebiet des Sportmanagements. Bei der Premiere im Jahr 2000 gab es bundesweit nur zwei andere Hochschulen, wo man dieses Fach studieren konnte. Etwa ein Drittel der Koblenzer Studenten arbeitet nach dem Studium im organisierten Sport, also bei Vereinen und Verbänden. Ein weiteres Drittel heuert bei Unternehmen aus der Sportbranche wie Sportartikelherstellern und Marketing-Agenturen an. Der Rest arbeitet bei anderen Unternehmen. Neben dem Bachelor bietet die Hochschule auch ein Master- und ein berufsbegleitendes MBA-Fernstudium im Fach Sportmanagement an.

Wie wichtig der Praxisbezug ist, betont auch Gerhard Nowak, der an der IST-Hochschule lehrt: „Für den erfolgreichen Berufseinstieg ins Sportbusiness sind neben Fachwissen vor allem Praxisbezug und erste Kontakte in die Branche wichtig.” Seit über 25 Jahren werden in Düsseldorf Sportmanager ausgebildet. Schon viele Leistungssportler, aber auch ganz „normale“ Leute, haben sich an dem Institut zu Sportmanagern weitergebildet. Das 18-monatige Fernstudium Sportmanagement des IST wird mit einem Diplom abgeschlossen. Es startet an vier Terminen im Jahr. Die Kosten belaufen sich auf insgesamt 3.714 Euro. Wer das umfassende Studium durchlaufen hat, kann sich mit Fug und Recht als Allround-Experte im Sportbusiness bezeichnen, was künftige Arbeitgeber schätzen werden. Der Bachelor-Studiengang Sportbusiness Management wird als Fernstudiengang angeboten. Man lernt mit Studienheften, Online-Vorlesungen, Online-Tutorien und Online-Übungen. In Präsenzphasen wird durch den Austausch mit Branchenexperten Praxiswissen vermittelt. Den Studiengang gibt es auch als duales Studium sowie in einer Vollzeit- und Teilzeitversion. Für Oktober 2016 ist ein Master-Studiengang Sportbusiness Management geplant.

Auch andere private Hochschulen bieten ein Bachelor-Studium Sportmanagement an. An der Hochschule Fresenius kann man zwischen zwei Schwerpunkten wählen: Sportmarketing und Sportmedien/Sportjournalismus. Die monatlichen Gebühren für das sechssemestrige Studium belaufen sich auf 575 Euro — also insgesamt 20.700 Euro. Verglichen mit den staatlichen Hochschulen ist das zwar ganz schön teuer. Dafür bleibt einem die sportliche Aufnahmeprüfung erspart. Und einen Numerus clausus gibt es auch nicht.

Bei einer renommierten Hochschule wie Fresenius — sie wurde bereits 1848 als Chemisches Laboratorium Fresenius gegründet und ist somit eine der ältesten privaten Hochschulen in Deutschland — kann man außerdem sicher sein, eine erstklassige Ausbildung zu erhalten. Nicht ohne Grund belegt sie in den einschlägigen Rankings regelmäßig vordere Platzierungen.

Oft werden Stipendien vergeben, für die man sich bewerben kann. Etwa beim „Schalke-MBA“: Pro Jahrgang werden zwei Studenten mit einem Stipendium bedacht. Der Fußballklub aus Gelsenkirchen unterstreicht damit seine „soziale Verantwortung“ für Stadt und Region.

Auch die SRH Hochschule in Heidelberg vergibt für ihren Master-Studiengang Sportmanagement ein Begabtenstipendium. Wer den Talentwettbewerb der Hochschule gewinnt, dem werden die kompletten Studiengebühren von 740 Euro pro Monat erlassen. Das 20-monatige Programm — die ersten zwölf Monate sind als Präsenzstudium konzipiert — umfasst auch ein viermonatiges Praktikum oder Auslandsstudium sowie Exkursionen in eine Sportmetropole und zu wichtigen Playern des Sport-Business. Außerdem wird bereits früh Kontakt zu möglichen späteren Arbeitgebern hergestellt.

Immer im Wintersemester startet der Bachelor-Studiengang Sports Management an der EBC Hochschule, der am Campus Hamburg, Düsseldorf und Berlin absolviert werden kann. Zum Ausbildungsprogramm in den Anfangssemestern gehört ein solides Grundlagenwissen der BWL, VWL und des für diesen Studiengang relevanten Rechts. Man lernt die Struktur, die Märkte und die Organisationen dieser Branche kennen, wozu auch Einblicke in die Eventwelt gehören. In den höheren Semestern kann man dann seinen speziellen Interessen nachgehen und den Schwerpunkt auf Eventmanagement, Sports Media, Personal oder Unternehmensgründung legen. Praxisprojekte und Exkursionen gehören ebenso zum Studium wie das Training der Soft Skills, die für den späteren Berufserfolg notwendig sind. Außerdem sind ein Auslandsaufenthalt und Praktika vorgesehen. Das Studium dauert sieben Semester, die Studiengebühren liegen bei 4.470 Euro pro Semester.

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