Wer Sportmanagement studiert, ist meist selber nicht ganz unsportlich. Das kommt ihm nicht nur im Studium, sondern auch bei der späteren Karriere zugute.

Studienreport Sportmanagement

Sportlich, sportlich

Der Profifußball macht es vor: In keiner anderen Sportart stehen Sportmanager so im Rampenlicht wie hier. Sie sind gefragte Ansprechpartner, wenn es um die sportliche und finanzielle Zukunft des Vereins geht, befassen sich mit Spielertransfers und sind nicht selten Vermittler zwischen Präsidium, Mannschaft und Fans. Hinter den Kulissen handeln sie Verträge mit Sponsoren und Spielerberatern aus und kümmern sich darum, dass die Haupttribüne endlich ein neues Dach erhält. Für ihre Arbeit werden sie gut bezahlt. Allerdings sitzen sie auch auf einem Schleudersitz. Denn wenn der Verein erfolglos ist oder gar absteigt, wird häufig nicht nur der Trainer, sondern der Manager gleich mit vor die Tür gesetzt.

Zum Glück geht es nicht überall im Sport so ruppig zu. Immerhin arbeiten rund 1,8 Millionen Menschen in diesem Bereich, über vier Prozent aller Erwerbstätigen. Die meisten dürften mit ihrem Job recht zufrieden sein, schließlich ist Sport eine der wichtigsten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen, die Menschen aller Schichten und Altersstufen zusammenbringt. Rund 28 Millionen — ein Drittel der Bevölkerung — sind Mitglied in einem Sportverein. Zwölf Millionen geben an, mehrmals die Woche Sport zu treiben. Hinzu kommen zahllose Passivsportler, die sich für Sport und sportliche Leistungen begeistern, ohne selber aktiv zu sein. Irgendwo dazwischen: die E-Sportler, die sich Wettkämpfe am Computer liefern, die mitunter schweißtreibender sind als „echter“ Sport und inzwischen die Massen genauso begeistern wie Fußball, Tennis oder Eishockey.

Nicht nur der E-Sport boomt. Die gesamte Branche kann sich über kräftig steigende Umsätze freuen. So legte der Markt für Sportbekleidung 2017 um fünf Prozent auf knapp acht Mrd. Euro zu. Seit 2012 ist er im Schnitt jährlich um 4,3 Prozent gewachsen. Kein Wunder, dass Unternehmen wie Nike und Adidas an der Börse zu den erfolgreichsten Firmen außerhalb des Tech-Sektors zählen.

Dabei ist Sportbekleidung nur ein kleiner Teil des riesigen Sportmarktes, dessen Volumen auf 90 Mrd. Euro geschätzt wird. So viel geben die Deutschen pro Jahr für Sportartikel und für sportnahe Dienstleistungen aus, seien es Tickets für ein Fußballspiel, die Dauerkarte im Fitness-Studio oder der gebührenpflichtige Sportkanal, den man abonniert hat. Nimmt man die sportbezogenen Investitionen des Staates und der Unternehmen dazu, kommt man auf eine Wertschöpfung, die — man höre und staune — derjenigen der Automobilindustrie entspricht.

Der Sport hat also nicht nur eine soziale und — wer rastet, der rostet — medizinische Funktion. Er ist längst auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, noch dazu ein besonders dynamischer. So rechnet der Verband Deutscher Sportfachhandel (VDS) in diesem Jahr nicht zuletzt wegen der Fußball-WM in Russland mit einer Umsatzsteigerung von drei Prozent. Zwar stellt die Digitalisierung auch den Sportfachhandel vor Herausforderungen, da immer mehr Artikel übers Internet verkauft werden. Doch im Gegensatz zu anderen Handelssparten sind die Umsätze im stationären Sporthandel bis heute stabil. Viele Kunden wollen beim Kauf einer Sportausrüstung offensichtlich nicht auf fachkundigen Rat verzichten.

Mit der zunehmenden Bedeutung des Sports ist auch der Bedarf an speziell geschulten Fachkräften gestiegen. Entsprechend zahlreich sind die Einstiegsmöglichkeiten: ob als Verkäufer im Einzelhandel, als Ausbilder/Trainer oder als Manager eines Vereins, eines Sportartikelherstellers oder einer Marketing-Agentur. Sportmanager sind umtriebige Strategen, die für ihr Unternehmen die Werbetrommel rühren, Sponsoren an Land ziehen und Events organisieren. Arbeiten sie für einen kleineren Verein oder einen einzelnen Sportler, sind sie oft Mädchen für alles: von Finanzen über Marketing, Pressearbeit und Personal bis zur Nachwuchsförderung und rechtlichen Fragen.

An der Otto-von-Guericke Business School Magdeburg kann man jetzt berufsbegleitend auch einen Master in Sportmanagement erwerben. Prof. Thomas Spengler sagt den Absolventen gute Berufschancen voraus. Weiter ...

Viele Sportmanager waren früher selber Spitzensportler. Man muss jedoch kein Weltklasse-Athlet (gewesen) sein, um ein erfolgreicher Sportmanager zu werden. Hilfreich sind allerdings einschlägige Erfahrungen im Sport- und Freizeit-Business. Es schadet deshalb nicht, wenn man ein paar Jahre Vereinsluft geschnuppert hat.

Die meisten, die später „irgendwas mit Sport“ machen wollen, sind ohnehin sportlich aktiv und können sich nichts Schöneres vorstellen, als Beruf und Hobby zu verbinden. Nicht selten ist für sie ein Sportökonomie-Studium erste Wahl. Dabei können sie zwischen rund 50 Studiengängen — Bachelor- und Masterprogramme in Voll- oder Teilzeit — an staatlichen und privaten Hochschulen wählen. Denn die Zeiten, als Sportmanagement ein Orchideenfach war, sind lange vorbei.

Pionier in Sachen Sport-Ausbildung ist hierzulande die Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS). 1947 gegründet, reichen die Wurzeln von Deutschlands einziger Sportuniversität bis in die zwanziger Jahre zurück. Zahlreiche prominente Athleten und Trainer wurden hier bereits ausgebildet, Welt- und Europameister ebenso wie Medaillengewinner bei Olympischen Spielen.

Auch Sportmanagement kann man an der „SpoHo“ studieren. Es gibt einen sechssemestrigen Bachelor-Studiengang und ein weiterführendes Masterstudium, das vier Semester dauert und auf Englisch unterrichtet wird. Das Studium ist zwar gebührenfrei, hat jedoch einen anderen Haken. Denn alle Studenten der DSHS — auch die, die nach ihrem Studium ins Management wollen — müssen sich einer sportlichen Eignungsprüfung unterziehen. Und die hat es in sich. So fällt etwa die Hälfte der Teilnehmer bei dem einmal pro Jahr durchgeführten Test durch, was jedoch nicht einem Aus für alle Zeiten gleichkommt. Denn tröstlicherweise kann man die Prüfung so oft man will wiederholen. Was auch Sinn macht. Schließlich kann man seine Leistungsfähigkeit im Sport durch gezieltes Training jederzeit verbesssern. Genauso wie es Millionen Profi- und Amateur-Sportler auf der Welt tun.

Auch andere staatliche Hochschulen wie die Uni Jena, die Uni Leipzig und die Uni Potsdam verlangen von Bewerbern für das Bachelor-Studienfach Sportmanagement das Bestehen eines solchen oder ähnlichen Tests. Eine Ausnahme macht die Hochschule Koblenz. Allerdings müssen die Bewerber ihre Affinität zum Sport hier auf andere Weise unter Beweis stellen: durch sportliche Aktivität, die Mitgliedschaft in einem Sportverein und ehrenamtliches Engagement.

Und noch aus einem anderen Grund ist das Koblenzer Studium — Sportmanagement gibt es dort übrigens bereits seit 1998 als Studienfach — in seiner Form einmalig: Es ist deutschlandweit der einzige duale Studiengang Sportmanagement. Theorie- und Praxisphasen wechseln sich also ab. Dazu kooperiert die Hochschule mit dem Deutschen Olympischen Sportbund, mit Landessportbünden, Sportvereinen und Fachverbänden.

Beruf und Hobby
verbinden

So mancher kommt erst nach einem abgeschlossenen Wirtschafts- oder auch Sportstudium auf die Idee, dass Sportmanagement das Richtige für ihn sein könnte. Dann bietet sich ein weiterführendes und berufsbegleitendes Masterstudium an, wie es beispielsweise die Hochschule Schmalkalden im Programm hat. Es dauert fünf Semester, von denen das letzte der Master-Thesis vorbehalten ist, und wird mit dem Master of Business Administration (MBA) abgeschlossen.

Beim Curriculum kooperiert die kleine, aber feine thüringische Hochschule mit dem IST-Studieninstitut in Düsseldorf, einem renommierten Anbieter von Fernstudien, insbesondere bei Sportmanagement sowie Gesundheit & Wellness. Als Studienorte für die Präsenzphasen kommen deshalb Schmalkalden und Düsseldorf in Betracht. Die Kosten belaufen sich auf 2.160 Euro pro Semester. Nach dem Studium ist man fit, um Führungsaufgaben im Sportmarketing, im Vereins- und Verbandswesen oder im Fitness- und Gesundheitsbereich zu übernehmen.

Fast schon elitär geht es an der Sports Business Academy (SPOAC) der WHU — Otto Beisheim School of Management zu. Mit dem General Management Program in Sports Business (GMP) will die Hochschule „zukünftige Führungskräfte dazu animieren, den Blick über den Tellerrand zu wagen und Ideen für die Zukunft ihres Sportunternehmens zu entwickeln“, wie SPOAC-Leiter Sascha Schmidt meint. Das zeitlich flexible und berufsbegleitende Programm — Kosten: 25.000 Euro — wendet sich explizit an High Potentials im Sport-Business. Zu den prominenten Gastdozenten gehört Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff vom DFB.

Ein interessantes Studienmodell bietet auch die Sportbusiness Campus GmbH, eine private Universität mit Sitz in München. Dort gibt es ein Bachelor-Programm in Business Administration und einen Masterstudiengang General Management, mit denen man tiefere Kenntnisse in Sportmanagement erwirbt und gleichzeitig eine allgemeine BWL- bzw. Management-Ausbildung erhält. Als Studienorte stehen Düsseldorf, Wolfsburg und Fürth, die Heimatorte traditionsreicher Fußballklubs, zur Auswahl.

Auch am Sportbusiness Campus unterrichten namhafte Gastdozenten wie der Fußball-Manager Klaus Allofs oder der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga Christian Seifert. Die Kosten für das sechssemestrige Bachelorstudium betragen 27.900 Euro, für das viersemestrige Masterprogramm werden 24.900 Euro fällig. Das Besondere an den Studiengängen, die sowohl berufsbegleitend als auch per Vollzeit absolviert werden können: Die Lehrveranstaltungen finden in den VIP-Loungen und Funktionsräumen der Fußball-Arenen der Städte statt. Beste Voraussetzungen also für erfolgreiches Networking.

© wisu418/436