Ein paar Tipps

Lust auf eine eigene Firma?

Jede Volkswirtschaft ist nur so gut, wie ihre Unternehmen. Nur wenn sie Produkte und Dienstleistungen anbieten, die im In- und Ausland nachgefragt werden, brummt die Wirtschaft. Je mehr Unternehmen es gibt, desto größer ist die Chance, dass einige von ihnen außergewöhnlich erfolgreich werden und die Wirtschaft in großem Stil ankurbeln. Firmengründungen liegen also im Interesse jedes Staates. Darüber hinaus ist eine eigene Firma - sei es ein kleines Geschäft, das die Familie ernährt, oder auch ein Unternehmen, das eines Tages den Weltmarkt erobert - der Traum so manches Bürgers. Nicht zuletzt auch des einen oder anderen Wirtschaftsstudenten, der sich lieber im eigenen Chefsessel sieht, als mühsam die Karriereleiter in einem fremden Unternehmen erklimmen zu müssen.

Nicht überraschend, wenn erfolgreiche Entrepreneure oft als Helden der modernen Geschäftswelt gelten. Viele werden weltberühmt, man denke nur an Leute wie Bill Gates, Steve Jobs, Richard Branson, Larry Page oder Mark Zuckerberg. Manche — wie Steve Jobs — mutieren gar zu regelrechten Kultfiguren, die zahllose andere inspirieren, ebenfalls ihr Glück als Unternehmer zu versuchen.

Und dann gibt es noch die vielen anderen — die gescheiterten Entrepreneure, die es einmal versuchten und ihre Hoffungen irgendwann begraben mussten. Denn in Deutschland überleben 30 Prozent aller Neugründungen nicht das erste Jahr. In den USA sollen nach fünf Jahren nur noch 20 Prozent da sein.

Allerdings: Ganz so schwarz-weiß, wie es scheint, ist das Bild nicht. Denn einmal scheitern heißt oft noch gar nichts. In der gründungsfreudigen Welt Kaliforniens — und keineswegs nur im Silicon Valley, sondern etwa auch in und um Los Angeles — gehört es fast zum guten Ton, als Entrepreneur ein, zwei oder auch drei Start-ups in den Sand zu setzen. Anders als zum Teil immer noch in Deutschland haftet einem dann kein Loser-Image an. Für manchen Venture Capitalist, der früher selbst einmal Firmen gründete, ist es sogar fast ein Ritterschlag. Denn die finanzieren am liebsten Entrepreneure, die bereits eine Pleite hinten sich haben. Das Argument: Nur so lerne man, sich auf das Wesenliche zu konzentrieren und die Kosten im Auge zu behalten. Ganz nach dem Motto: Aus Schaden wird man klug.

Schließlich gibt es noch die Serial Entrepreneurs, die ein Unternehmen nach dem anderen aufmachen und wie selbstverständlich davon ausgehen, dass viele bald wieder dichtmachen müssen. „Just try it“, lautet ihr Credo. Denn man könne nie wissen, „whether it flies or not“. Firmengründungen als Sport. Und natürlich treffe man nicht immer ins Schwarze.

Wie man sieht, gibt es so ziemlich jede denkbare Haltung bei Firmengründern. Da ist der eher ängstliche Typ, der total geknickt ist, wenn nicht alles so läuft, wie er dachte. Das andere Extrem ist der coole Serientäter, der Firmen gründet wie andere Leute Chips auf den Roulette-Tisch werfen.

Aber klar: Schöner ist es, wenn es mit dem ersten Start-up wie gehofft klappt und man nicht immer wieder von vorn anfangen muss. Und natürlich gibt es ein paar Tipps, die die Chance erhöhen, dass das neue Unternehmen nicht gleich das Zeitliche segnet. Dabei geht es nicht darum, einen formvollendeten Business Plan zu schreiben. Den braucht man eigentlich nur, wenn man Geld von der Bank benötigt. Und er hilft auch dabei, seine Gedanken zu ordnen und die eigenen Ideen und Vorstellungen auf den Punkt zu bringen und nüchtern zu überprüfen. Zum Beispiel ob die Geschäftsidee wirklich gut ist.

Wie gut ist die Idee?

Um gleich einem verbreiteten Irrtum vorzubeugen: Völlig neue Ideen gibt es selten, die meisten bauen auf bereits vorhandenen auf. Oft sind es nur kleine Verbesserungen einer alten Idee. Man muss also kein kreativer Überflieger sein, um als Entrepreneur erfolgreich zu werden. Oft reicht es, etwas Vorhandenes zu verbessern oder es mit einem zusätzlichen Service zu versehen. Oder eine bewährte Idee auf eine andere Branche zu übertragen. Viele Firmen sind so gestartet.

Die Marktchancen nüchtern einschätzen

Schon viele Gründer glaubten, ihr geniales Produkt würde ihnen regelrecht aus der Hand gerissen. Was dann leider nicht geschah. Nicht umsonst testet die Konsumgüterindustrie Jahr für Jahr unzählige neue Produkte in speziellen Supermärkten, bevor sie sie auf den Markt bringt.

Die meisten überleben den Test nicht. Natürlich hat man als kleiner Entrepreneur nicht solche Möglichkeiten. Da hilft nur, seine Freunde und Bekannten zu fragen, was jedoch nicht repräsentativ ist. Also muss man irgendwann springen und ausprobieren, ob man genug Käufer findet.

Entscheidend ist, dass man rasch reagiert, wenn die Sache nicht ankommt und sie solange verändert, bis die Resonanz besser wird. Viele Produkte, die heute Weltmarken sind, entstanden so. Falsch wäre es, bockig auf seiner Anfangsidee zu beharren und die Schuld bei den Konsumenten zu suchen, die anscheinend zu doof sind, ein geniales Produkt zu erkennen.

Die eigenen Fähigkeiten richtig einschätzen

Klar gibt es begnadete Zampanos, die alles können. Erfinden, verkaufen, managen, Mitarbeiter führen und was sonst noch so alles zu einem Unternehmen gehört. Doch die sind eher selten. Die meisten Menschen können etwas gut oder sogar sehr gut, anderes jedoch überhaupt nicht. Und die müssen unweigerlich Hilfe holen. So braucht der introvertierte Tüftler jemanden, der seine genialen Produkte verkauft und die Firma managt. Der tolle Manager, der keine Ahnung von technischen Dingen hat, muss sich wiederum einen Ingenieur, einen IT-Mann oder was auch immer holen.

Allerdings lauert hier eine Gefahr. In Zeiten, da fast überall Teams werkeln, denken viele: je größer die Mannschaft, desto besser. Falsch. Ideal sind zwei, vielleicht auch drei Gründer. Sind es mehr, wird es meist schwierig. Es bilden sich Gruppen, die gegeneinander arbeiten, statt an einem Strang zu ziehen. Es gibt Trittbrettfahrer, die nichts Wesentliches zur Sache beitragen, aber ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Also: die Startgruppe möglichst klein halten. Jeder muss eine wichtige, unverzichtbare Rolle spielen.

Rat bei den richtigen Leuten holen

Wer ein Unternehmen gründet, benötigt oft viel Rat. Doch Achtung: Es gibt jede Menge Besserwisser. Meist sind es Leute, die nie eine Firma gegründet haben und es auch nie machen würden. Sie tun sich oft durch übertriebene Risikoscheu, Ahnungslosigkeit und sogar Neid hervor. Auch die eigenen Eltern, soweit sie nicht selbst eine Firma haben, sind nicht immer die besten Ratgeber. Das Gleiche gilt für Freunde und gute Bekannte.

Die besten Ratgeber sind andere Firmengründer, die bereits eine Zeit lang im Geschäft sind, mit deren Firma man nicht konkurriert, die einem wohlgesonnen sind und gern helfen. Man lernt sie zufällig oder bei Organisationen kennen, die sich um Entrepreneure kümmern, oder auf speziellen Veranstaltungen wie dem jährlichen Entrepreneurship Summit des Entrepreneur-Gurus Günter Faltin in Berlin. Auch die Entrepreneur-Lehrstühle der Hochschulen sind oft gute Anlaufstellen. Geht es um rechtliche, steuerliche oder andere wichtige Fachfragen, sollte man professionellen Rat holen, auch wenn es ein paar Euro kostet.

Business Angels

Die berühmten Business Angels sind ein Kapitel für sich. Bei ihnen gibt es meist Rat und Geld im Doppelpack. Es sind oft ehemalige Manager, die nicht auf dem Golfplatz versauern, sondern jungen Unternehmern auf die Sprünge helfen möchten. Was klappen, aber auch schiefgehen kann. Nämlich dann, wenn zum Alter Starrköpfigkeit hinzukommt und sie den 30 oder 40 Jahre jüngeren Entrepreneuren immer nur damit in den Ohren liegen, dass früher alles ganz anders gewesen sei. Man muss also sehr genau hinschauen, ob man zusammenpasst. Winken die Business Angels mit einer ordentlichen Portion Startkapital und auch noch mit hilfreichen Connections, kann das schon mal den Blick vernebeln. Wichtig ist, dass das junge Unternehmen stets das eigene bleibt und nicht peu à peu vom Business Angel übernommen wird. Professionelle Angels sehen sich deshalb nur als Starthilfe und verabschieden sich wieder, wenn sich das Unternehmen stabilisiert hat.

Das liebe Geld

Mangelndes Startkapital ist oft der Grund, warum es erst gar nicht zur Firmengründung kommt. Allerdings: So wie es Gründer gibt, die die Anfangskosten unterschätzen, gibt es auch welche, die sie zu hoch ansetzen. Man muss nicht gleich die Finanzierung für drei Jahre sichern, bevor man loslegt. Auf ein Jahr sollte die Finanzplanung aber mindestens angelegt sein.

Oft reicht es, wenn man seine letzten Euros zusammenkratzt und dann noch eine Geldspritze von verständnisvollen Verwandten oder Freunden erhält. Banken sind bei unerprobten Gründern oft sehr zurückhaltend. Viele Jungunternehmer wollen auch nicht von Banken abhängig sein. Und es gibt auch eine Reihe von staatlichen Hilfen, man muss sich nur darum kümmern. Crowdfunding ist auch eine Möglichkeit.

Gibt es mehrere Gründer, muss von Anfang an klar sein, wer wie viel Geld beisteuert, wer was für seine Tätigkeit erhält und wie der Gewinn geteilt wird. Sonst steht irgendwann Ärger ins Haus. Viele Gründer, anfangs noch ein Herz und eine Seele, haben sich später wegen finanzieller Dinge heillos zerstritten.

Das Expansionstempo

Soll man das Unternehmen langsam Schritt für Schritt aufbauen oder möglichst schnell groß werden? Eine Frage, die sich nicht generell beantworten lässt. Viele Internetfirmen rechnen sich nur bei viel „Traffic“, müssen also schnell expandieren. Auch um einen möglichst großen Vorsprung vor Nachahmern zu haben. Wichtig ist, dass man bald in die Gewinnzone kommt. Jetzt hängt es auch von der Persönlichkeit des Entrepreneurs ab, ob er sich mit einem bestimmten Einkommen begnügt oder Millionen verdienen möchte. Letztlich gilt, man sollte so schnell expandieren, dass man sich dabei wohl und nicht überfordert fühlt.

Gibt es ein Unternehmer-Gen?

Eine Frage, über die viel gestritten wird. Die einen meinen, man hat’s oder man hat es eben nicht. Die anderen sagen, man könne alles lernen, auch Unternehmer sein. Unbestritten ist jedoch, dass Entrepreneurtum viel Engagement und Einsatz erfordert, denn von allein wird die Sache nicht laufen. Es ist auch kein Nine-to-five-Job. Ohne häufige Wochenendarbeit und so manches Arbeiten bis in die Nacht geht es selten. Für einen leidenschaftlichen Entrepreneur ist das jedoch kein Thema.

Übrigens: Sollte es ein Unternehmer-Gen geben, wird es sich dadurch bemerkbar machen, dass man ungeduldig wird und endlich loslegen will. Also: Tut sich in der Richtung was?

© wisu8915/873

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